Betriebliche Kinderbetreuung: Wachsender Trend mit viel Potenzial
Immer mehr österreichische Unternehmen setzen auf betriebliche Kinderbetreuung, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten, zu halten und als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Dieser Trend gewinnt angesichts des anhaltenden Mangels an öffentlichen Betreuungsplätzen zunehmend an Bedeutung. Hier ein Überblick über die aktuelle Lage.
Es könnte so einfach sein. Arbeitgeber, Arbeitnehmer und nicht zuletzt die Kinder würden von einer hochwertigen betrieblichen Kinderbetreuung zu gleichen Teilen profitieren. Mitarbeiterinnen und (leider noch viel zu selten) Mitarbeiter könnten bei entsprechenden Angeboten früher wieder aus der Karenz zurückkehren, Unternehmen würden Fachkräfte viel einfacher halten können und Betriebe würden am umkämpften Markt attraktiver für potenzielle neue Mitarbeiter werden. Und das alles nur, weil sich betriebsintern um die Kinderbetreuung gekümmert würde. Denn:
Österreich liegt bei externer Kinderbetreuung nur im unteren Drittel
Angesichts des anhaltenden Mangels an öffentlichen Betreuungsplätzen und der Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzen zunehmend mehr Unternehmen auf eigene Lösungen. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr. Im europäischen Vergleich zeigt sich ein deutlicher Nachholbedarf für Österreich: Während in Ländern wie Dänemark und den Niederlanden über 70 Prozent der Kleinkinder außer Haus betreut werden, liegt diese Quote hierzulande bei nur etwa einem Drittel.
Besonders prekär ist die Situation in ländlichen Regionen, wo es an Kindergärten mit familienfreundlichen Öffnungszeiten mangelt. Viele Einrichtungen schließen bereits mittags, was für berufstätige Eltern eine enorme Herausforderung darstellt und Vollzeitbeschäftigung praktisch unmöglich macht. Als Reaktion darauf entwickeln immer mehr Unternehmen eigene Betreuungskonzepte.
Betriebliche Kinderbetreuungsmodelle in der Praxis
Wenn Unternehmen hauseigene Kinderbetreuung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten, ist der Service oft auf die Branche bzw. den Betrieb abgestimmt. So haben Betriebskindergärten im Normalfall sehr lange, flexible Arbeitszeiten von 6 Uhr früh bis 19 Uhr abends, auch an Wochenenden wird eine Kinderbetreuung angeboten. Einige Unternehmen in Österreich bieten sogar 24-Stunden-Betreuung für Schichtarbeiter und sehr gute Ferienbetreuungsmöglichkeiten an. Vielfach haben sich auch Synergien zwischen mehreren Unternehmen vor Ort gebildet, die in Sachen Kinderbetreuung kooperieren und so noch umfassender und flexibler agieren können, als ein Betrieb alleine.
Ein besonders erfolgreiches Beispiel findet sich in Oberösterreich, wo Land und Wirtschaftskammer Unternehmen bei der Ferienbetreuung finanziell unterstützen. Allein im Jahr 2023 nutzten über 120 Unternehmen diese Förderung, wodurch mehr als 1.700 Kinder betreut werden konnten. Ähnliche Förderprogramme existieren mittlerweile auch in Wien, Niederösterreich und anderen Bundesländern.
Betriebliche Kinderbetreuung: Vorteile für Ihr Unternehmen
Für Unternehmen bringt die hauseigene Kinderbetreuung viele Vorteile. Eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf führt nachweislich zu höherer Motivation und stärkerer Mitarbeiterbindung. Die Unternehmen profitieren von einer nachweisbar geringeren Fluktuation und einer schnelleren Rückkehr ihrer Mitarbeiter aus der Karenz. Zudem stärkt das Angebot betrieblicher Kinderbetreuung die Position im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte erheblich.
Herausforderungen für Unternehmen bezüglich betrieblicher Kinderbetreuung
Die Einrichtung eines Betriebskindergartens ist mit hohen Anforderungen und erheblichen Kosten verbunden. Strenge gesetzliche Vorgaben regeln die Anforderungen an Räumlichkeiten, Personalqualifikation und Sicherheitsstandards. Die Finanzierung erfolgt meist durch eine Kombination aus Unternehmensmitteln, Elternbeiträgen und öffentlichen Förderungen. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich je nach Standort: In städtischen Gebieten erschweren Platzmangel und bürokratische Hürden die Umsetzung, während im ländlichen Raum oft grundsätzlich das Angebot an qualifiziertem Betreuungspersonal fehlt.
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