Home Office mit Kindern – wie es funktioniert
Arbeiten von zu Hause: für viele ist das eine ideale Vorstellung. Kein Stress in der Früh, um die Kinder noch vor der Fahrt ins Büro bei Kindergarten oder Schule abzugeben. Kein Akutstress, wenn eines der Kinder in der Nacht krank geworden ist, und man keinen Pflegeurlaub mehr hat. Kein Herumjonglieren zwischen Opa, Tante und Freunden, um 5 Wochen Urlaubsanspruch mit 9 Wochen Sommerferien zu kombinieren. Eigentlich nur Vorteile, oder? Als Betroffene kann ich Ihnen sagen, nein. Es gibt auch eine zweite Seite der Medaille. Lärmende Kinder, die konzentriertes Arbeiten schwierig machen, die scheinbar laufende Verfügbarkeit der Eltern, weil sie ja eh da sind, wären nur zwei Beispiele, warum Home Office mit Kindern nicht immer ganz reibungslos funktioniert. Hier ein paar Tipps aus dem gelebten Alltag.
Sie arbeiten von zuhause und haben auch Kinder? Dann sollten Sie gut organisieren können, klare Grenzen setzen und ein gewisses Maß an Selbstdisziplin mitbringen, um dieser Herausforderung über eine längere Zeit hinweg Herr oder Frau zu werden. Mit der passenden Strategie und guter Alltagsplanung kann das Arbeiten im Home Office aber auch mit Kindern gelingen.
Tipp 1: Trennen Sie Arbeit und Familie räumlich so gut es geht
Der Laptop auf dem Esstisch, das Meeting auf der Couch, ein Kundentelefonat während die Wäsche aufgehängt wird und die aktuelle Projektbesprechung mit dem Kollegen zeitgleich mit dem Kochen der Nudeln? Alle, die im Home Office arbeiten und dazu eine Familie managen, werden das kennen. Aber gute Idee ist es in Wirklichkeit keine. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und privat ist wichtig. Schaffen Sie sich dafür einen eigenen, klar definierten Arbeitsbereich. Am besten wäre natürlich ein separates Heimbüro, aber das ist nicht in jedem Fall möglich. Es genügt auch eine ruhige Ecke im Wohn- oder Schlafzimmer. Wichtig ist die räumliche Trennung zum Spiel- und Aufenthaltsbereich der Kinder. So lernt der Nachwuchs: Wenn Mama oder Papa hier arbeiten, ist Ruhe und Konzentration verlangt.
Tipp 2: Nutzen Sie die Tagesrandzeiten für konzentriertes Arbeiten
Der frühe Morgen und der spätere Abend sind für andere mit der Fahrt ins und vom Büro oder mit raschen Erledigungen nach Feierabend besetzt. Wenn Sie im Home Office arbeiten, können Sie diese Zeiten nutzen, um konzentriert zu arbeiten. Noch bevor die Kinder wach sind bzw. wenn sie schon schlafen, können die aktuellen E-Mails durchgearbeitet oder diese eine ganz wichtige Aufgabe noch fertiggemacht werden. Und das losgelöst vom Familientrubel.
Tipp 3: Sorgen Sie für eine klare Tagesstruktur
Ein fester Tagesablauf mit abgegrenzten Arbeits- und Familienzeiten, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen ist sehr wichtig. Planen Sie regelmäßige Pausen für gemeinsame Aktivitäten mit den Kindern und der Familie ein. Eine sichtbare Tagesplanung, etwa an einer Magnettafel, hilft auch Ihren Kindern, sich zu orientieren. Sie verstehen dann besser, wann Sie als Mutrer oder Vater „von der Arbeit nach Hause kommen“, also verfügbar sind und wann nicht.
Tipp 4: Sorgen Sie für beschäftigte Kinder
Gehen wir davon aus, dass Ihre Kinder noch kleiner sind und den größten Teil des Tages daheim sind. Und damit die Kleinen nicht alle paar Minuten neben Ihnen stehen und etwas brauchen, sollten Sie kreativ sein. Richten Sie am besten mehrere verschiedene Spielbereiche ein – eine Bastelecke, Leseecke oder Bauecke. Wechseln Sie die Aktivitäten regelmäßig, um Langeweile zu vermeiden. Für wichtige Calls dürfen Kinder auch mal einen Film schauen oder ein Hörspiel hören. Dosierten Medienkonsum clever einsetzen!
Tipp 5: Priorisieren Sie Ihre Aufgaben
Wichtig ist auch, beim Home Office mit Kindern seine Arbeitszeit clever einzuteilen. Erledigen Sie anspruchsvolle Tätigkeiten, die viel Konzentration brauchen, besser in den ruhigen Morgenstunden, während des Mittagsschlafs oder der Spielphasen Ihrer Kinder. Auch wenn die Kleinen bei Freunden sind, entstehen wertvolle Zeitfenster.
Routineaufgaben, also typische monkey work Aufgaben, können auch mit gelegentlichen Unterbrechungen bewältigt werden. Bleiben Sie flexibel und passen Sie Ihren Arbeitsrhythmus an den Familienalltag an. Wenn das Kind krank ist oder sich gerade das Knie aufgeschlagen hat, nutzt es nichts, ihm zu sagen, dass Sie das jetzt zuerst fertig machen müssen.
Tipp 6: Setzen Sie familienfreundliche Meetings durch
Es gibt nichts Anstrengenderes als die Vorgesetzte und Kollegen, die Meetings und Calls mit Vorliebe auf Tageszeiten legen, die sich mit Familie so gar nicht vereinbaren lassen. Eine Konferenz von 11:30 bis 13:00 ist halt wirklich problematisch, wenn man eigentlich das Mittagessen für die Kinder herrichten oder die Kleinen vom Kindergarten abholen müsste. Wichtig ist, offen zu kommunizieren. Dass Sie Kinder daheim haben, ist ja kein Geheimnis. Welche Termine Ihnen entgegenkommen würden, warum bestimmte Zeiten einfach nicht funktionieren. Und wenn es mal nicht anders geht, dann schalten Sie das Mikro stumm, wenn Sie nicht sprechen. Oder, pädagogisch nicht so wertvoll vielleicht, setzen Sie Ihre Kinder kurz vor den Fernseher oder an ein Hörspiel.
Tipp 7: Planen Sie den Haushalt und die Mahlzeiten vor
„Was sollen wir heute Mittag essen?“, „Welche Tests oder Schularbeiten stehen an?“, „Wer ist diese Woche mit dem Trainings-Shuttle dran?“ sind nur einige der typischen Fragen, die schon beim Frühstück aufpoppen. Wer seinen täglichen Organisationsaufwand reduziert und gut vorplant, erspart sich viel Stress. Kaufen Sie für mehrere Tage ein und bereiten Sie Mahlzeiten vor. Beziehen Sie Ihre älteren Kinder in leichte Hausarbeiten ein. Nicht nur, dass sie dabei viel lernen, sind sie auch beschäftigt.
Tipp 8: Achten Sie auf sich!
Es ist der wohl wichtigste Tipp für im Home Office arbeitende Mütter und Väter. Bewahren Sie sich eine gute Work-Life-Balance. Setzen Sie ganz klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Fahren Sie nach Feierabend Ihren PC oder Laptop runter, schalten Sie Ihr Firmenhandy aus oder zumindest auf stumm und widmen Sie sich ganz Ihnen und der Familie.
Foto: Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com