lehrlingsausbildung: junge Frau lässt sich von Vorarbeiter eine Arbeit erklären.

Lehrlingsausbildung: Fachkräfte im eigenen Unternehmen

Jeder jammert über den Fachkräftemangel und dass man heute keine „guten Leute“ mehr bekommt. Ob Gastro, Handwerksbetriebe oder Sozialbereich, der Mangel an qualifizierten, motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellt Unternehmen jeder Branche in ganz Österreich vor große Herausforderungen. Dabei könnte es doch so einfach sein. Durch die Lehrlingsausbildung können Unternehmen ihre Fachkräfte nämlich ganz einfach selbst heranziehen.

Die Lehrlingsausbildung ermöglicht es Betrieben, ihren Nachwuchs an Fachkräften gezielt nach den eigenen Anforderungen aufzubauen. Doch wie es scheint, wird diese Möglichkeit von immer weniger Unternehmen genutzt, bzw. gibt es immer weniger junge Menschen, die sich zu Fachkräften ausbilden lassen möchten. Laut aktueller Lehrlingsstatistik der WKO waren im Jahr 2024 insgesamt 106.000 Lehrlinge in Österreich in Ausbildung. Im Zehnjahresvergleich ist diese Zahl erschreckend niedrig, seit 2014 sank die Zahl der Lehrlinge in Österreich um 10 bis 12 Prozent, von etwa 120.000 auf 106.452 (Stand 31.12.2024).

Lehre mit Matura: das Beste aus zwei Welten

Vielfach herrscht noch immer die Meinung vor, dass eine Lehre nicht reicht und man ohne akademische Ausbildung oder zumindest einen Schulabschluss an einer AHS oder BHS auf jeden Fall anstreben sollte, um am Arbeitsmarkt später bestehen und gut aussteigen zu können. Dem kommt die  „Lehre mit Matura“ entgegen, ein österreichisches Bildungsmodell, das es Lehrlingen ermöglicht, parallel zu ihrer Berufsausbildung auch die Matura zu absolvieren. Dieses System wurde in Salzburg und Kärnten im Jahr 2009 entwickelt und bietet heute gleich mehrere Vorteile: Es kombiniert praktische Berufserfahrung mit einer höheren schulischen Qualifikation, was den Absolventen sowohl den direkten Einstieg in den Beruf als auch den Zugang zu weiterführenden Bildungswegen, wie Universitäten oder Fachhochschulen, ermöglicht. Die „Lehre mit Matura“ verbessert somit die beruflichen und akademischen Perspektiven der Teilnehmer erheblich. Als Unternehmer sollten Sie auf der Suche nach Lehrlingen diese Option unbedingt in Betracht ziehen, um ein noch attraktiveres Umfeld für motivierten Nachwuchs zu schaffen.

Warum sich die Lehrlingsausbildung für Ihr Unternehmen lohnt

Die Investition in die Lehrlingsausbildung zahlt sich mehrfach aus. Neben der Sicherung des Fachkräftebedarfs profitieren Unternehmen von frischen Impulsen und neuen Perspektiven, die junge Menschen einbringen, besonders gilt das für die Bereiche Digitalisierung und Social Media. Sie können als Botschafter für junge Zielgruppen fungieren und die Außenwirkung sowie Kultur des Unternehmens positiv beeinflussen. Studien zeigen, dass etwa 90 % der Lehrlinge nach ihrer Ausbildung ein Übernahmeangebot erhalten. Diese hohe Quote verdeutlicht das Potenzial der Lehrlingsausbildung für die nachhaltige Personalentwicklung in einem Unternehmen. Allerdings nehmen je nach Branche nur 30 bis 50 % dieses Angebot auch an – hier liegt also noch erhebliches Verbesserungspotenzial, und zwar auf der Seite der Unternehmen.

Wie Sie Ihre Lehrlinge zu guten Fachkräften ausbilden

Erfolgreiche Lehrlingsausbildung ist ein kontinuierlicher Prozess, der ständige Anpassung und Weiterentwicklung aller Beteiligten, vor allem aber der Ausbildner und Ausbildnerinnen erfordert. Bleiben Sie als Unternehmer und Vorgesetzter unbedingt offen für Feedback Ihrer Lehrlinge und entwickeln Sie Ihr Ausbildungskonzept stetig weiter. So schaffen Sie die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Fachkräfteentwicklung in Ihrem Unternehmen.

Haben Sie eine fundierte Ausbildungsstrategie?

Der Grundstein für eine erfolgreiche Lehrlingsausbildung liegt in einer durchdachten Strategie. Definieren Sie von Beginn an klare Karrierepfade und zeigen Sie sämtliche Entwicklungsperspektiven auf, die der Lehrling in Ihrem Unternehmen hat. Erstellen Sie einen detaillierten Ausbildungsplan, der sowohl fachliche als auch persönliche Entwicklungsziele berücksichtigt. Moderne Ausbildungsmethoden wie Blended Learning (Kombination aus Theorie und Praxis, aus Ausbildungsphasen in Präsenz und Online) oder projektbasiertes Arbeiten sollten dabei fest integriert sein. Besonders wichtig: Planen Sie die Zeit nach der Ausbildung. Welche Positionen können Ihre Lehrlinge später besetzen? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Sie im Unternehmen an?

Stellen Sie eine professionelle Betreuung Ihrer Lehrlinge sicher

Eine qualifizierte Betreuung ist das A und O in der Lehrlingsausbildung. Setzen Sie erfahrene Ausbilder ein, die nicht nur fachlich kompetent sind, sondern auch pädagogisches Geschick mitbringen. Ein Mentoring-System, bei dem erfahrene Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, ist besonders vorteilhaft. Führen Sie auch regelmäßige Feedback-Gespräche durch – mindestens einmal im Quartal. Dabei sollten nicht nur fachliche und berufliche Aspekte besprochen werden, sondern auch die persönliche Entwicklung des Lehrlings. Loben Sie gute Leistungen und geben Sie konstruktive Verbesserungsvorschläge, wo nötig.

Fördern Sie die Integration ins Team

Zu einer guten Lehrlingsausbildung gehört es auch, den Mitarbeiter in das bestehende Team zu integrieren. Das ist entscheidend für die Motivation und langfristige Bindung der Lehrlinge an das Unternehmen. Beginnen Sie bereits beim Onboarding mit gezielten Maßnahmen zur Teamintegration. Organisieren Sie beispielsweise ein Willkommensfrühstück, ein Rundgang durch alle Abteilungen mit persönlichem Kennenlernen der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollte selbstverständlich sein. Wichtig ist es auch, die Lehrlinge von Anfang an in reale Projekte einzubinden. Beginnen Sie mit kleinen, überschaubaren Aufgaben und steigern Sie schrittweise den Verantwortungsbereich. Teambuilding-Events und gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Arbeitszeit fördern den Zusammenhalt zusätzlich. Sorgen Sie für die entsprechenden Events und Benefits.

Langfristige Bindung aufbauen

Um die doch etwas maue Übernahmequote zu erhöhen, sind kontinuierliche Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung erforderlich. Schaffen Sie ein positives Arbeitsumfeld, das von Wertschätzung und gegenseitigem Respekt geprägt ist. Bieten Sie faire Vergütung, vielleicht auch über dem Mindestlehrlingsgehalt, und attraktive Arbeitsbedingungen wie flexible Arbeitszeiten. Achtung: Home Office ist für Lehrlinge nur in bestimmten Branchen und in Ausnahmefällen möglich und muss extra vereinbart werden. Ein Unternehmen muss nämlich seiner Ausbildungsverpflichtung und Anleitungspflicht nachkommen. Im Home Office ist das – selbstredend – nicht bzw. nur eingeschränkt möglich. Ebenfalls positiv wirkt sich ein strukturiertes Weiterbildungsprogramm für die Zeit nach der Lehre aus. Dies kann fachspezifische Schulungen, aber auch Soft-Skill-Trainings umfassen.

Foto: auremar / stock.adobe.com

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