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Schichtarbeit in Österreich: Rechtliche Grundlagen und Tipps

Schichtarbeit ist in Österreich vor allem in Produktionsbetrieben weit verbreitet. Doch die rechtlichen Regelungen sind komplex. Wir sagen Ihnen, was in Sachen Schichtarbeit zu beachten ist, welche Gesetze und Vorschriften gelten und welche Rechte und Pflichten Sie haben.


Schichtarbeit liegt gemäß § 4a Arbeitszeitgesetz (AZG) vor, wenn ein Arbeitsplatz an einem Arbeitstag von mehreren sich abwechselnden Arbeitnehmern besetzt wird. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, einen Schichtplan zu erstellen, der die genaue Abfolge der Schichten regelt. Dieser wird in der Regel durch eine Betriebsvereinbarung festgelegt (§ 97 Abs 1 Z 2 Arbeitsverfassungsgesetz). Die wichtigsten gesetzlichen Grundlagen für Schichtarbeit in Österreich sind das Arbeitszeitgesetz (AZG), das Arbeitsruhegesetz (ARG) und das Arbeitsverfassungsgesetz (ArbVG).

Modelle der Schichtarbeit in Österreich

Unterschieden wird innerhalb der Schichtarbeit zwischen mehreren Arten.

Vollkontinuierliche Schichtarbeit: Der Betrieb läuft rund um die Uhr, auch an Wochenenden und Feiertagen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Dies erfordert eine Ausnahme von der Arbeitsruhe nach dem ARG.

Teilkontinuierliche Schichtarbeit: Gearbeitet wird an Werktagen rund um die Uhr, also 24 Stunden täglich. Der Sonntag ist in der Regel arbeitsfrei. Diese Art der Schichtarbeit ist auch als 17-, 18- oder 19-Schichtmodell bekannt.

Nichtkontinuierliche Schichtarbeit: Der Betrieb wird täglich unterbrochen, meist im Zwei-Schicht-System, es gibt also eine Frühschicht und eine Spätschicht. Gearbeitet wird in der Regel von Montag bis Freitag oder Samstag.

Ruhezeiten und Arbeitszeitgrenzen in der Schichtarbeit

Hier muss zwischen dem ARG und dem AZG unterschieden werden: Das Arbeitsruhegesetz (ARG) regelt die Ruhezeiten für Schichtarbeiter. Grundsätzlich gilt, mindestens 36 Stunden ununterbrochene Ruhezeit pro Woche (§ 3 ARG). Bei vollkontinuierlicher Schichtarbeit muss eine Verkürzung auf 24 Stunden möglich sein. (§ 5 ARG). Um die Verkürzung auszugleichen, müssen innerhalb von 4 Wochen zusätzliche 12 Stunden Ruhezeit gewährt werden. Und über 4 Wochen muss eine durchschnittliche wöchentliche Ruhezeit von 36 Stunden erreicht werden.

Die Arbeitszeitgrenzen nach dem AZG belaufen sich auf maximal 12 Stunden tägliche und maximal 60 Stunden wöchentliche Arbeitszeit. Eingehalten werden muss eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 48 Stunden über einen Zeitraum von 17 Wochen.

Körperliche Auswirkungen der Schichtarbeit

Schichtarbeit hat erhebliche Auswirkungen auf Körper und Psyche, da sie den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus (zirkadianen Rhythmus) des Menschen stört und den Organismus zu untypischen Zeiten belastet. Die gesundheitlichen Folgen sind mitunter frappierend, vor allem, wenn man viele Jahre in der Nacht gearbeitet hat.

  • Schlafstörungen: Schichtarbeit, insbesondere Nachtschichten, führen häufig zu Ein- und Durchschlafproblemen, da der Schlaf tagsüber kürzer, weniger tief und weniger erholsam ist. Chronischer Schlafmangel kann Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, erhöhte Unfallgefahr und ein geschwächtes Immunsystem verursachen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Es besteht ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Langfristig kann auch das Risiko für Diabetes Typ 2 steigen.
  • Magen-Darm-Beschwerden: Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme, Sodbrennen, Blähungen und langfristig Erkrankungen wie Gastritis, Magengeschwüre oder Darmentzündungen sind bei Schichtarbeitern häufig. Ungesunde Ernährung während der Schichtdienste fördert zudem Übergewicht.
  • Chronische Erschöpfung: Dauerhafte Müdigkeit und Erschöpfung sind weit verbreitet, da der Körper sich nicht dauerhaft an wechselnde Arbeitszeiten anpassen kann.

Auswirkungen von Schichtarbeit auf die Psyche

  • Erhöhtes Risiko für Depressionen und Burnout: Menschen, die in Schicht arbeiten, berichten häufiger von innerer Unruhe, Nervosität, Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmungen als jene, die keine Schichtarbeit leisten. Das Risiko für psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen und Burnout, ist bei „Schichtlern“ erhöht.
  • Kognitive Einschränkungen: Langjährige Schichtarbeit kann die Denk- und Gedächtnisleistung beeinträchtigen.
  • Soziale Belastungen: Das Sozial- und Familienleben leidet oft unter den unregelmäßigen Arbeitszeiten, was zu sozialer Isolation und zusätzlicher psychischer Belastung führen kann.

Wichtige Tipps für „Schichtler“

Die Arbeitswissenschaft gibt einige Empfehlungen, welche das Schichtarbeiten für die Betroffenen erleichtert, und die negativen Auswirkungen auf deren körperliche und psychische Gesundheit minimieren. Dazu gehört, dass nach Nachtschichtblöcken mindestens 48 Stunden Erholungszeit und ausreichend freie Wochenenden eingeplant werden müssen. Es darf maximal fünf bis sieben Tage am Stück in Schicht gearbeitet werden. Wichtig für Unternehmen: regelmäßige und vorhersehbare Schichtrhythmen für bessere Planbarkeit.

Wenn Sie Schichtarbeiterin oder Schichtarbeiter sind, bzw. Ihr nächster Job den Schichtdienst inkludiert, sollten Sie sich an diese Tipps für den Arbeitsalltag halten:

  • Achten Sie auf gesunden Schlaf: Verdunkeln Sie Ihr Schlafzimmer für Tagschlaf; nutzen Sie Ohropax oder White Noise gegen Umgebungsgeräusche; halten Sie einen regelmäßigen Schlafrhythmus ein, auch an freien Tagen
  • Achten Sie auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung: Bevorzugt werden sollte leichte, aber nährstoffreiche Kost während der Nachtschicht; vermeiden Sie übermäßigen Koffeinkonsum, besonders gegen Ende der Schicht, trinken Sie ausreichend Wasser, um hydratisiert zu bleiben
  • Achten Sie auf genügend Bewegung: Nutzen Sie Pausen für kurze Bewegungseinheiten; planen Sie regelmäßige sportliche Aktivitäten in Ihrer Freizeit ein; nutzen Sie freie Tage bewusst für soziale Aktivitäten
  • Sichern Sie sich rechtlich ab: Führen Sie ein persönliches Arbeitszeitkonto; melden Sie Verstöße gegen Ruhezeiten dem Betriebsrat oder der Arbeiterkammer

Anspruch auf Ersatzruhe  

Wenn Sie während Ihrer wöchentlichen Ruhezeit arbeiten müssen, haben Sie laut § 6 ARG Anspruch auf Ersatzruhe. Diese muss in der folgenden Arbeitswoche gewährt werden und ist im Ausmaß der geleisteten Arbeit zu gewähren. Die Ersatzruhe wird auf die Wochenarbeitszeit angerechnet.

Als Arbeitnehmer sollten Sie Ihre Rechte kennen und auf die Einhaltung der Ruhezeiten achten. Nutzen Sie die gegebenen Tipps, um Ihre Work-Life-Balance zu verbessern und gesundheitliche Risiken zu minimieren. Bei Fragen oder Problemen zögern Sie nicht, sich an Ihren Betriebsrat oder die Arbeiterkammer zu wenden. Nur wenn die Regeln eingehalten werden und Sie auf Ihre Gesundheit achten, kann Schichtarbeit langfristig gut funktionieren.

Foto: cirquedesprit / stock.adobe.com

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