Ageism: Diskriminierung aufgrund des Alters
Ageism, oder Altersdiskriminierung, ist eine der häufigsten Formen der Benachteiligung im Berufsleben, die oft unterschätzt und zu wenig thematisiert wird. Dabei kann diese Form der Diskriminierung schwerwiegende Folgen haben – nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Unternehmen und die Gesellschaft als Ganzes.
Sie sind zu jung für eine so große Verantwortung. Sie sind zu alt für diesen Job. Ihre Erfahrung reicht noch nicht für dieses Projekt. Sie sind im gebärfähigen Alter, was, wenn Sie in ein paar Monaten in Karenz gehen? Diese Sätze werden Sie von keinem Personaler oder Vorgesetzten wortwörtlich hören, aber eine solche Diskriminierung aufgrund des Alters ist leider Realität im Arbeitsleben. Wenn auch in vielen Fällen subtiler… Was ist Ageism und wie lässt sich dasw Phänomen bekämpfen? Ein paar Antworten.
Was versteht man unter Ageism?
Unter Ageism versteht man die systematische Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Alters. Diese Form der Diskriminierung zeigt sich in stereotypem Denken, vorurteilsbehaftetem Fühlen und diskriminierenden Handlungen. Besonders ältere Arbeitnehmer sind häufig von Altersdiskriminierung betroffen, wobei ihnen pauschal negative Eigenschaften wie mangelnde Flexibilität, geringere Leistungsfähigkeit oder Probleme mit neuen Technologien zugeschrieben werden. Solche Vorurteile entsprechen jedoch oft nicht der Realität. Viele ältere Arbeitnehmer bringen wertvolle Erfahrungen mit und sind durchaus in der Lage, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Trotzdem können diese Stereotype ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich einschränken.
Häufige Formen der Altersdiskriminierung im Berufsleben
Altersdiskriminierung kann in verschiedenen Phasen des Berufslebens auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Formulierungen wie „junges, dynamisches Team“ in Stellenausschreibungen, die ältere Bewerber indirekt ausschließen. Auch die ausschließliche Verwendung von Fotos junger Mitarbeiter in Jobannoncen oder die Veröffentlichung von Stellenanzeigen nur in sozialen Medien mit vorwiegend jungem Publikum können als diskriminierend wahrgenommen werden.
Im Arbeitsalltag zeigt sich Ageism häufig bei Weiterbildungsangeboten. Ältere Mitarbeiter erhalten oft weniger Möglichkeiten zur Fortbildung, insbesondere wenn es um digitale Lernangebote geht. Dahinter stehen oft Vorurteile bezüglich der Lernfähigkeit älterer Menschen, die wissenschaftlich freilich längst widerlegt sind.
Besonders problematisch ist die Diskriminierung beim Ausscheiden aus dem Berufsleben. Einige Unternehmen verschicken automatisch Angebote für Altersteilzeit oder Frühpensionierungsmöglichkeiten ab einem bestimmten Alter, was bei den Betroffenen den Eindruck erwecken kann, nicht mehr gebraucht zu werden. Auch eine fehlende Wertschätzung für langjährige Mitarbeiter und eine mangelnde Verabschiedungskultur können als Formen von Ageism verstanden werden.
Wie können sich Arbeitnehmer gegen Ageism wehren?
Für Arbeitnehmer, die sich mit Ageism oder Altersdiskriminierung konfrontiert sehen, ist es wichtig, nicht zu resignieren, sondern aktiv zu werden. Ein erster Schritt kann sein, Vorfälle von Altersdiskriminierung sorgfältig zu dokumentieren. Dies kann bei späteren rechtlichen Schritten von großem Nutzen sein.
Betroffene sollten sich nicht scheuen, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. In vielen Unternehmen gibt es Ansprechpartner wie den Betriebsrat oder Gleichstellungsbeauftragte, die bei Diskriminierungsfällen helfen können. Auch die Gleichbehandlungsanwaltschaft in Österreich bietet Beratung und Unterstützung an.
Es ist zudem wichtig, die eigenen Rechte zu kennen. Das österreichische Gleichbehandlungsgesetz schützt Arbeitnehmer vor Altersdiskriminierung in allen Phasen des Berufslebens. Bei Bedarf können auch Gewerkschaften wertvolle Unterstützung leisten.
Welche Maßnahmen sollten Unternehmen gegen Altersdiskriminierung setzen?
Unternehmen spielen eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung von Ageism bzw. Altersdiskriminierung. Eine altersgerechte Personalentwicklung beginnt bereits bei der Formulierung von Stellenausschreibungen, die neutral gehalten werden sollten. Die Förderung gemischter Teams und Mentoring-Programme zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern können den generationenübergreifenden Austausch fördern und Vorurteile abbauen.
Im Bereich der Weiterbildung sollten Unternehmen darauf achten, altersgerechte Lernformate anzubieten und digitale mit analogen Angeboten zu kombinieren. Das Konzept des lebenslangen Lernens sollte für alle Altersgruppen gefördert werden.
Eine inklusive Unternehmenskultur, die Vorurteile aktiv anspricht und die Erfahrung älterer Mitarbeiter wertschätzt, kann ebenfalls dazu beitragen, Altersdiskriminierung zu reduzieren. Auch eine wertschätzende Verabschiedungskultur für ausscheidende Mitarbeiter sollte entwickelt werden.
Rechtlicher Rahmen gegen Ageism, sprich Altersdiskriminierung
Das österreichische Gleichbehandlungsgesetz bietet einen rechtlichen Rahmen zum Schutz vor Altersdiskriminierung in der Arbeitswelt. Es verbietet Benachteiligungen aufgrund des Alters bei Stellenausschreibungen, im Bewerbungsverfahren, bei Arbeitsbedingungen, Weiterbildungen, Beförderungen und bei der Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Trotz dieses rechtlichen Schutzes bleibt Altersdiskriminierung oft schwer nachzuweisen. Umso wichtiger ist es, dass sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer für das Thema sensibilisiert werden und aktiv dagegen vorgehen.
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